Von Frau Dr. Nadine Vavra – Fachärztin für Neurologie und Expertin für Kopfschmerzen
„Migräne sind Kopfschmerzen auch wenn man keine hat“ – so erklärt Pünktchen ihrem Freund Anton das weite Wesen der Migräne in Erich Kästners Kinderroman. Dass Migräne weit mehr ist als „nur“ Kopfschmerz, zeigt das Phänomen der Aura, die etwa 10-15% aller Migräniker betrifft.
Ihren Namen erhielt sie von der griechischen Göttin der Morgenröte „Aurora“. Wie bei einem Sonnenaufgang, entwickeln sich innerhalb mehrerer Minuten neurologische Symptome, die sich langsam und allmählich ausbreiten und üblicherweise maximal eine Stunde anhalten. Wenn jedoch mehrere Störungen nacheinander auftreten, kann die Dauer eine Stunde durchaus überschreiten. In der Regel beginnt die Auraphase direkt vor den Kopfschmerzen, sie kann jedoch auch erst nach deren Auftreten einsetzen, oder ohne nachfolgenden Kopfschmerz bestehen.
Wie der Titel des Blogs schon erahnen lässt, ist die visuelle Aura mit etwa 90% am häufigsten. Typischerweise finden sich dabei Sehstörungen, wie Gesichtsfeldausfälle- in Form einer langsam größer werdenden weißen oder flimmernden Fläche, Lichtblitze, sägezahnblattartige Figuren oder Zickzacklinien. Darüber hinaus sind Empfindungsstörungen, wie Kribbeln oder ein „eingeschlafenes, taubes Gefühl“- vordergründig im Bereich des Gesichts oder der Arme- möglich. Die Aura kann sich seltener jedoch auch mit Sprachstörungen, Wahrnehmungsveränderungen oder sogar Lähmungen zeigen.
Es ist für mich durchaus verständlich, dass die oben genannten Beschwerden sehr eindrucksvoll verlaufen können und von den Betroffenen oftmals als äußerst bedrohlich empfunden werden. Wer die Aura erstmalig erlebt, für den ist sie meist ein einschneidendes Erlebnis. Da Migränepatienten mit begleitender Aurasymptomatik – wenn noch zusätzliche Risikofaktoren vorliegen- ein gering erhöhtes Schlaganfallrisiko aufweisen, ist es unbedingt erforderlich bei erstmaligem Auftreten einen Neurologen bzw. ein Krankenhaus aufzusuchen, um andere Erkrankungen abgrenzen zu können. Ich möchte aber betonen, dass die Aura selbst keine Gefahr darstellt, und durch sie kein Schaden am Nervensystem entsteht.
Wie kann man sich nun helfen, wenn all diese unterschiedlichen Symptome plötzlich aus dem Nichts auftauchen?
Am wichtigsten erscheint mir zu lernen, mit der Angst vor der Aura umzugehen. Natürlich wirkt es bedrohlich, wenn wir beispielsweise beim Autofahren plötzlich Ausfälle im Gesichtsfeld wahrnehmen- keine Frage. Hilfreich in dieser Situation ist jedoch primär Ruhe zu bewahren, an den Straßenrand, oder in eine Seitenstraße zu fahren, und sich dabei bewusst zu machen, dass die Aura wieder vergeht und einem nichts passieren kann. Das Gute an ihr ist, dass sie langsam beginnt, sich allmählich steigert und man somit die Möglichkeit bekommt sich ein wenig darauf vorzubereiten. Wenn die Aura zuhause, oder am Arbeitsplatz auftritt, ist es hilfreich sich in einen ruhigen, abgedunkelten Raum zurückzuziehen.
Sehr wirksame Medikamente bei Migräne sind Triptane. Diese Wirkstoffe sollten jedoch nicht während der Auraphase verabreicht werden, sondern erst nach ihrem Abklingen mit Einsetzen der Kopfschmerzen. Gründe hierfür sind einerseits, dass sie während der Auraphase keine Wirksamkeit zeigen und andererseits aufgrund der gefäßverengenden Wirkung sogar zu einer Verstärkung der Symptome führen könnten.
Eine spezifische Behandlung der Aura gibt es jedoch nicht und sie ist meist auch nicht erforderlich. Für viele Patienten stellt die Einnahme von Magnesiumcitrat (als Direktgranulat) eine hilfreiche Maßnahme in der Akutbehandlung der Aura dar, da Magnesium ihre Dauer verkürzen kann.
Zusammenfassen ist das Wissen um das Wesen der Aura und deren Charakteristika wesentlich, denn Wissen gibt Sicherheit und man kann entsprechend reagieren. Viele Patienten lernen ihre jeweilige Aura mit der Zeit gut kennen und können sich an die Symptome gewöhnen. Und man darf immer im Hinterkopf behalten: die Aura vergeht meist so schnell, wie sie gekommen ist.
Foto Quelle Nadine: Karolina Horner von http://www.kalinkaphoto.at/
Foto Quelle Aura: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Migraine_aura.jpg

„Ich seh, ich seh, was du nicht siehst“
Ich freue mich sehr, dir heute einen Blogbeitrag von Frau Dr. Nadine Vavra, Fachärztin für Neurologie und Expertin für Kopfschmerzen, vorstellen zu dürfen.
Ihren Behandlungsansatz und Ihr Anliegen beschreibt Frau Dr. Vavra mit folgenden Worten „Innerhalb meines Fachgebiets der Neurologie habe ich mich auf die Behandlung von Kopfschmerzerkankungen spezialisiert. Bereits zu Beginn meiner neurologischen Ausbildung entdeckte ich meine Leidenschaft und auch meine Gabe für die Betreuung von Menschen mit Kopfschmerzen. Mein zentrales Anliegen ist es, meine Patienten ernst zu nehmen und mit ihnen gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.“
Weitere Informationen, Kontaktdaten und ein kleines Gedankenexperiment findest du hier auf der Homepage.

Tausche Kopfgewitter gegen Lebensfreude!
„Wissen gibt Sicherheit“ hat Frau Dr. Vavra in Ihrem Blogbeitrag geschrieben. Wobei würdest du noch Sicherheit benötigen um wieder mehr soziales, körperliches und emotionales Wohlbefinden erleben zu können?
Wenn ich dich am Weg zu mehr Lebensfreude ein Stückchen begleiten darf, dann freue ich mich über deine Kontaktaufnahme.
Wie es mir gelungen ist Kopfgewitter gegen Lebensfreude zu tauschen? Dazu mehr in meinem Ratgeber: MIGRÄNE verstehen – vorbeugen – behandeln.
Bis bald! Ich freu mich auf dich!
Deine Frau Kopfgewitter