In meinem letzten Blogbeitrag habe ich darüber geschrieben, wie verletzend oft gut gemeinte Ratschläge oder unachtsam getroffene Aussagen des sozialen Umfeldes für Migräne Betroffene sind. Das kann durch die Verharmlosung der Situation „Ja, ich habe auch oft Kopfweh, da hilft es mir, wenn ich… hast du das schon probiert?“ sein oder auch Aussagen, die den Beigeschmack hinterlassen, der Betroffene sei mal wieder selber schuld an seinem Anfall oder kann einfach nicht mit Stress umgehen.
Bei vielen ist die Migräne bzw. die Angst vor dem nächsten Anfall allgegenwärtig. Das Gefühl der Migräne hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Die Stimmungsschwankungen, die ein Migräneanfall mit sich bringt, vor allem die düsteren inmitten einer Attacke machen das Leben oft zur Qual. Wie sich ein Migräneanfall wirklich anfühlt, und warum die Schmerzen oft nicht das Belastendste daran sind, weiß niemand, der es nicht schon einmal erlebt hat.
Daher ist es umso wichtiger darüber zu sprechen wie es dir wirklich geht. Du musst nicht immer stark sein und alles alleine durchstehen. Die Zähne zusammenbeißen und durchhalten um jeden Preis. Hilfe anzunehmen ist keine Schwäche, sondern bedeutet, dass du fürsorglich mit dir umgehst und dafür sorgst die Unterstützung zu bekommen, die für dich stärkend ist.
Gerade wenn du gelernt hast „gejammert wird nicht!“ und „über Probleme redet man nicht“ oder erzogen wurdest unter dem Motto immer stark sein zu müssen, kann das im ersten Moment eine Herausforderung für dich sein.
Wenn du dich von deinem Umfeld in Bezug auf deine Migräne wenig verstanden fühlst, dich oft deswegen kränkst oder du nicht so sein kannst wie du bist und dich verstellen musst, dann ist es besonders wichtig, dass du den ersten Schritt machst. Die Veränderung beginnt bei dir. Und sie beginnt damit, dass du dich öffnest und darüber sprichst.
Wie können nun deine ersten Schritte aussehen?
- Schritt 1: Mit welcher Person möchtest du sprechen?
Überlege nun für dich in aller Ruhe: mit welcher Person möchtest du über dich und deine Migräne sprechen? Wen möchtest du mehr in deine Gedanken einbinden, welche Person näher an dich heranlassen? Mit wem möchtest du deine Gefühle teilen und von wem würdest du dir Unterstützung, in welcher Art auch immer, wünschen?
Wenn es für dich im Moment noch eine zu große Herausforderung ist mit dieser von dir gewählten Person zu sprechen, dann such dir für deine ersten Worte eine andere Person aus. Jemand, der dir näher steht und der du viel Vertrauen entgegenbringst. So kannst du schon einmal üben über dich und deine Migräne zu sprechen. Und mit dieser positiv stärkenden Erfahrung wird es dann in weiterer Folge leichter für dich sein dich auch mit anderen Personen auszutauschen.
- Schritt 2: Wie willst du das Gespräch beginnen, welche Themen sind dir besonders wichtig?
Mach dir ruhig vorher Notizen mit allen Punkten die du ansprechen möchtest. Somit verlierst du dann im Gespräch nicht den roten Faden. Vor allem dann ist das für dich wichtig, wenn du immer wieder auf Personen triffst, die am liebsten nur über sich und ihre Probleme sprechen und dich sonst gar nicht zu Wort kommen lassen.
An welchem Ort möchtest du das Gespräch führen, ist es dir lieber ganz ungestört sprechen zu können, oder darf es gerne auch in der Öffentlichkeit z.B. bei einem gemeinsamen Spaziergang stattfinden? Verschafft dir vielleicht ein Skype Gespräch mehr Distanz und ist somit für dieses Gespräch auch ideal?
- Schritt 3: Wie könnten die Spielregeln aussehen?
Miteinander zu reden und vor allem den anderen zu Wort kommen und aussprechen lassen ist ein wichtiger Aspekt für eine wertschätzende Beziehung auf Augenhöhe. Und das gilt für jede zwischenmenschliche Beziehung, unabhängig, ob du mit deinem Partner, deinen Eltern oder deiner Arbeitskollegin sprechen möchtest.
Um deine Botschaft erfolgreich übermitteln zu können ist ein Zwiegespräch ideal. Bei einem Zwiegespräch spricht zuerst der eine, dann der andere. Während der eine spricht, schweigt der andere und hört nur aufmerksam zu. Es werden keine Fragen gestellt, keine Kommentare oder Ratschläge gegeben oder das Gespräch auf eine andere Art unterbrochen.
Es geht darum deinem Gesprächspartner in diesem vertraulichen Gespräch von dir zu erzählen, wie es dir geht, was du erlebst und wahrnimmst. Somit darfst du auch über deine Empfindungen und deine Ängste sprechen.
- Schritt 4: Wie läuft nun euer Zwiegespräch ab?
Wenn du mit dieser Person schon eine sehr intensive Kommunikation führst, kannst du gezielt ansprechen, dass du gerne mit ihr ein Zwiegespräch führen möchtest und einen fixen Tag und Uhrzeit vereinbaren. Viele Paare haben einmal in der Woche fixe „Sprechzeiten“ um sich intensiv innerhalb einer vorher vereinbarten Zeit (idealerweise zwischen 5 und 15 min) auszutauschen.
Wenn dir das zu sehr nach „du, wir müssen reden,….“ klingt, kanns du auch einfach beginnen in dem du sagst du möchtest darüber sprechen wie es dir im Moment (mit deiner Migräne) geht und würdest dir wünschen einfach einmal erzählen zu dürfen ohne unterbrochen zu werden.
Dein Gegenüber hat danach die Möglichkeit auch über seine Sichtweise zu sprechen. Das bedeutet, deinem Gesprächspartner muss aber schon vor Beginn eures Gesprächs diese Spielregel klar sein, ansonsten landet ihr in einen normalen Austausch oder einer Diskussion!
Bei eurem Zwiegespräch beginnst du zu erzählen was dich am meisten bewegt. Sprich von deinem eigenen Erleben und bleib ganz bei dir.
Vermeide dabei einen Perspektivenwechsel also z.B. Vermutungen, wie sich dein Gegenüber fühlt. Es geht im ersten Teil des Gesprächs nur um dich.
Killerphrasen wie z.B. „Du sagst doch immer…“ Verallgemeinerungen oder Kränkungen bringen euch beide bei dem Gespräch nicht weiter und für dich wird sich das gewünschte Ergebnis nach mehr Verständnis nicht einstellen.
Achte auch auf deine nonverbale Kommunikation, also deine Körpersprache. Auch sie sendet deinem Gesprächspartner Signale aus.
Danach hat dein Gegenüber die Möglichkeit von seinem Erleben zu berichten. Achte auch hier darauf deinen Gesprächspartner aussprechen zu lassen und dich nicht zu rechtfertigen oder zu argumentieren. Somit bekommst du die Möglichkeit auch mehr von seinem Erleben zu erkennen.
Durch diese Art der Kommunikation lernst du deine Bedürfnisse klarer mitteilen und es wird zukünftig sowohl eure Kommunikation vertiefen als auch euer WIR-Gefühl in der Bindung stärken.
Tausche Kopfgewitter gegen Lebensfreude!
Du fühlst dich im Moment etwas isoliert und möchtest lieber im Rahmen einer professionellen Unterstützung über deine Migräne sprechen? Dann freue ich mich über deine Kontaktaufnahme.
Du möchtest gemeinsam mit deinem Partner ins Migräne Coaching kommen? Mehr Informationen findest du hier.
Bis bald! Wir hören uns!
Deine Frau Kopfgewitter