Folgende Situation kennst du sehr gut? Dein Kind unterbricht sein Spielen, wird blass und müde, weint, muss sich übergeben und schläft dann ein? Nach ein paar Stunden ist alles wieder ok und dein Kind ist wieder fröhlich? So wie wenn nie etwas gewesen wäre? Wenn es noch bläuliche Augenringe hat, dann kann es durchaus sein, dass dein Kind Migräne hat! Und dass, obwohl es keine Kopfschmerzen verspürt!
Hier ein paar Hard Facts: Migräne tritt familiär oft gehäuft auf, d.h. bei der Entstehung von Migräne spielen Erbfaktoren eine entscheidende Rolle. Kinder von Migränepatienten haben ein im Vergleich zu gleichaltrigen um den Faktor 2 bis 4 erhöhtes Risiko ebenfalls eine Migräne zu entwickeln. Das bedeutet, dass die genetische Veranlagung für die Migräne weitergegeben wird – für die hemiphlegische Migräne, eine Unterform der Migräne, ist das schon wissenschaftlich bewiesen. Ob die Migräne dann auch wirklich auftritt und wenn ja wie häufig, das ist weitestgehend von Umweltfaktoren abhängig. Somit zeigt sich: Vererbungsfaktoren spielen eine große Rolle aber ebenso Lernfaktoren und Verhalten!
Migräne betrifft bei weitem nicht nur Erwachsene! Langzeitstudien zeigen, dass die Kopfschmerzhäufigkeit bei Kindern ansteigt. Neurologen gehen davon aus, dass zwischen 3 und 10% der 3 bis 18 jährigen Kinder schon unter Migräne leiden.
Was ist sonst noch anders bei Kindermigräne? Die Dauer der Attacken ist meist kürzer als bei Erwachsenen. Bis zum 10. Lebensjahr können die Anfälle auch nur zwischen einer und zwei Stunden dauern, dafür aber sehr heftig ausfallen. Kinder schlafen oftmals während einer Attacke ein und erwachen wieder ohne Beschwerden, viele fühlen sich danach wie „neugeboren“. Häufig stehen Magen-Darm-Beschwerden im Vordergrund, diese Form wird als abdominelle Migräne bezeichnet. Wer denkt hier schon an Migräne, wenn sich das Kind übergibt und nach einer Stunde wieder fröhlich ist? Da zeigt sich schon, wie schwierig es ist diese Beschwerden richtig einzuordnen!
Was ändert sich bei den Kindern und ihrer Migräne mit zunehmendem Altem? Bei älteren Kindern und Jugendlichen zeigt sich eine längere Dauer der Anfälle. Bei 50 Prozent der Buben, die vor der Pubertät an Migräne leiden, verschwindet die Migräne von selbst. Bei 70 Prozent der Mädchen bleibt die Migräne auch nach der Pubertät bestehen.
Was kannst du nun tun, wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind Migräne hat? Welche ersten Schritte sind besonders wichtig, um dein Kind bestmöglich zu unterstützen?
Hier findest du meine 3 Strategien wie du am besten vorgehst und was du sofort gemeinsam mit deinem Kind umsetzen kannst:
- Die richtige Diagnose
Oft ist die Scheu wegen ein „bisschen“ Kopfweh oder einem „nervösen“ Magen gleich zum Arzt zu laufen sehr groß. Unabhängig davon, ob dein Kind Kopfschmerzen hat oder nicht, lass die vorliegenden Beschwerden auf jeden Fall von Kinderarzt oder Neurologen abklären. Es gibt so viele unterschiedliche Kopfschmerzarten und Mischformen, sodass es für den Laien nicht möglich ist durch Internetrecherche zur richtigen Diagnose zu gelangen.
Wenn du auch unter Migräne leidest, versuche deine eigenen Strategien nicht automatisch für dein Kind anzuwenden, sondern lass dir Zeit herauszufinden was die Beschwerden auslöst und was deinem Kind wirklich hilft.
- Lerne die Auslöser besser kennen
Ja – es gibt viele mögliche Auslöser und es müssen nicht alle auf dein Kind zutreffen! Um eine gute Übersicht zu bekommen, kannst du auch in Form von einem Kopfschmerztagebuch deine Beobachtungen notieren. Je nachdem wie alt dein Kind ist, könnt ihr das auch gemeinsam festhalten, damit dein Kind lernt eigenverantwortlich mit diesem Thema umzugehen. Je früher und besser dein Kind versteht warum es Migräne bekommt, desto besser lernt es damit umzugehen um die Häufigkeit der Attacken bestmöglich zu reduzieren.
Hier findest du eine Übersicht der gängigsten Auslöser bei Kindern:
- Angst vor Situationen die mit Leistungsdruck verbunden sind (Prüfungen, Sportveranstaltungen, Aufführungen, Musik vorspielen zu Weihnachten,…)
- Erwartungserregung d.h. Vorfreude und positive Aufregung (eigener Geburtstag, Familienfeiern,…)
- Zu viele Freizeitaktivitäten nach der Schule oder am Wochenende
- Zu viele äußere Reize wie Fernsehen, Computerspielen oder andere Wahrnehmungen (z.B. Ausflüge, Urlaub,..)
- Ärger, Streit und Stress in Schule, Familie, Freundeskreis
- Enttäuschung über vermeintliches Versagen (für viele Migräne Kinder ist eine 1- eine Katastrophe)
- Erfüllungsdruck (ich muss ein liebes, braves Kind sein, Mama hat immer so viel Arbeit – auch bei Trennungsfamilien (ich muss es beiden Elternteilen recht machen)
- Wetterwechsel
- Schlechte Luft z.B. im Auto bei Urlaubsfahren
- Zu wenig oder zu viel Schlaf
- Unregelmäßige Mahlzeiten
- Laute Geräusche verursacht durch andere
- Ernährung (zu viel Zucker und Zusatzstoffe oder Milchprodukte)
- Starte langsam in den Tag und gehe entspannt ins Bett
Der beste Tipp, den du sofort umsetzen kannst ist, dein Kind gemütlich in den Tag starten zu lassen. Gib deinem Kind Zeit die ersten 40 Minuten nach dem Aufstehen ruhig und entspannt verbringen zu können. Studien haben bewiesen, dass die Migräne Wahrscheinlichkeit steigt, wenn ein Kind schon in der Früh hetzen muss um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Eine kleine Frage mal zwischendurch: Wie startest du eigentlich immer so in den Tag?
Sorge für eine regelmäßige Tagestruktur, regelmäßige Mahlzeiten und eine gleichmäßige Schlafenszeit. Ein durchgetakteter Tagesablauf mit wenig Pausen dazwischen ist für ein Kind mit Migräne durch die vielen Reize oftmals anstrengender wie für Gleichaltrige ohne Migräne.
Idealerweise kommt dein Kind auch schon ca. 30 Minuten vor dem Schlafen gehen zur Ruhe, indem es dann nicht mehr fernsieht oder computerspielt. So kann sich der Kopf auch schon etwas erholen und somit dein Kind leichter einschlafen.

Tausche Kopfgewitter gegen Lebensfreude!
Du fragst dich, wie du dein Kind gut unterstützen kannst? Du möchtest Wege finden, um die Anfälle deines Kindes bestmöglich zu reduzieren? Du möchtest die richtige Balance zwischen Fürsorge und Überfürsorge finden?
Hier findest du mehr Informationen für dein KOPFGEWITTER Einzelcoaching speziell für dich und dein Kind.
Weitere Informationen und wertvolle Strategien für ein Leben mit Migräne findest du in einem Ratgeber: MIGRÄNE verstehen – vorbeugen – behandeln.
Bis bald! Wir hören uns!
Deine Frau Kopfgewitter